Dienstag, 29. März 2011

Abfahrt

Abfahrt

22.3. sehr Früh morgens, mit dem ersten Licht, als die meisten der anderen Segler noch in ihren Kojen liegen, gehe ich Anker auf. Diesmal ist keine Spur von Wehmut vorhanden, ich bin einfach nur heilfroh hier raus zu kommen. Derzeit liegen über 60 Segelboote alleine auf diesem Ankerplatz und sind mit den Vorbereitungen für den Pazifik beschäftigt. Den ganzen Tag fahren Dingis kreuz und quer, durch den nordöstlichen Wind steht immer Schwell in der Bucht und es gibt keine ruhige Minute hier.
Das Großsegel ist gesetzt, langsam geht es durch die Ankerlieger, vorbei an riesigen Handelsschiffen, raus auf die offene See. Leider weht nur ein leichter Hauch der mich quälend langsam vorwärts bringt. Ich lasse den Motor mitlaufen, denn mein Ziel ist es noch bis zum Abend zur Isla de Espiritu Santo in der Gruppe der Islas Las Perlas südöstlich von Panama zu kommen.
Schnell noch ein paar Telefonate mit zu Hause und Freunden, wahrscheinlich die letzte Gelegenheit für längere Zeit. Das Guthaben der Panamaischen Telefongesellschaft ist nirgendwo auf der Welt verwertbar.
Mache ich alles richtig? Habe ich nichts wichtiges vergessen? Ich durchforste meine unendlich langen Listen, streiche die Besorgungen und Arbeiten der letzten Tage und beginne gleichzeitig schon wieder mit einer neuen Liste. Genauer gesagt 2 Listen – eine für zu erledigende Arbeiten und eine mit Teilen die ich noch „unbedingt“ brauche.
Ich finde endlich Zeit mich mit den neuen Geräten zu beschäftigen die ich mir in letzter Zeit gekauft habe. Als erstes natürlich der neue Autopilot. Ein Kanadisches Produkt (Comnav 1420) das hauptsächlich in der Fischereiindustrie verwendet wird. Ich habe allmählich die Schnauze voll von all den Yacht-Produkten die nach ein paar Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit defekt sind und völlig überteuert verkauft werden. Diesmal also was stabiles, stark überdimensioniert, dafür soll er mich sicher und problemlos über die Meere bringen. Nach 2 Stunden Bedienungsanleitung lesen und probieren der verschiedenen Einstellungsvarianten kommt das neue AIS – Funkgerät dran. AIS bedeutet Automatisches Identifikations System welches alle Handelsschiffe, Containerschiffe, Tanker usw., auch die grösseren Fischer, also im Prinzip alles über 20 Meter Länge verpflichtend führen müssen. Dieses System sendet ein Signal, welches mein AIS Empfänger umwandelt und sowohl direkt am Funkgerät als auch am Computer anzeigt. Ganz wichtig dabei, wenn das andere Schiff in einen von mir einstellbaren Bereich kommt ertönt ein schriller Alarm. Der große Vorteil für mich – sobald ich die Küstennahen Gewässer hinter mir habe, wo dann nur mehr die Großschifffahrt unterwegs ist, brauche ich nicht mehr dauernd zu schauen ob andere Boote kommen, sondern kann mich bequem zum Schlafen legen, oder endlich wieder mal ein Buch lesen, oder irgendwelche Arbeiten am Boot verrichten, oder Kochen, oder.....
Gegen 18:00, kurz vor dem finster werden erreiche ich die Isla de Espiritu Santo und werfe den Anker in 8 Metern Tiefe in gut haltenden Sand. Derzeit ist eine extreme Springtide von 5,88 Metern was für mich bedeutet bei Niedrigwasser sind statt 8 Metern nur mehr 2,1 Meter Wasser unter mir, also 1 Meter unter dem Kiel. Das ist mitunter das Schwierigste hier in den Perlas Inseln, die extremen Tiden. Man muss immer aufpassen ob gerade steigendes oder fallendes Wasser ist, wieweit steigt oder fällt es noch, wie viel Kette muss ich geben, wie tief muss es mindestens sein zum Ankern? Fehler führen unweigerlich zu schweren Verletzungen des Bootskörpers, bis hin zum Verlust des Bootes.
Beim Anker auf gehen in Panama City und jetzt wieder beim Ankern ist mir aufgefallen dass die neue Kette extrem über die Ritzel der elektrischen Ankerwinde hüpft. Irgend etwas stimmt nicht. Am nächsten Tag nehme ich das Problem in Augenschein und schnell stelle ich fest dass die Kette völlig unpassend für meine Kettennuss ist. Ich hole die Schublehre, messe nach und sehe, dass die Firma in Panama City eine 9mm statt der bestellten 8mm BBB Kette geliefert hat. Das kann ja nicht passen. Ich überlege und es bleibt nur eine einzige mögliche Lösung – ich muss wieder zurück segeln nach Panama City. Ziemlich zerknirscht mache ich mich am nächsten Morgen auf den Weg zurück. Ich bin selber Schuld, ich hätte nach der Lieferung gleich kontrollieren sollen, aber wer kommt denn auf so eine Idee?? Ja und hier bin ich nun wieder, back in town.

Panama Kanal

Der Panama Kanal

Wir segeln weg, weg aus meiner Heimat der letzten 7 Jahre. Fast auf den Tag genau 7 Jahre später geht es Richtung Panama Kanal, dem Durchschlupf zwischen Atlantik und Pazifik.
 
Es wachelt ordentlich als wir am Sonntag nachmittags in die östliche der beiden Einfahrten von Colon Harbour einbiegen wollen. Ein riesiger Autotransporter kommt gerade durch die enge Einfahrt (für ihn eng) als wir durch wollen. Also vorsichtshalber ein Ringerl gedreht, ich will ihm ja keinen Kratzer in seinen schönen Lack machen. Dann sind wir drinnen im weiten Hafenbecken. Der Wind ist noch gleich stark, die See wird sofort um einiges flacher.
Vor 2 ½ Jahren wurde der legendäre und wahrscheinlich bekannteste Yachtclub der Welt in Colon am Nordeingang des Panama Kanals, an einem Feiertag morgens gegen 6 Uhr einfach von ein paar Schubraupen über den Haufen geschoben. Die den Club umgebende Container Verlade Firma brauchte mehr Platz und da die Clubverantwortlichen nicht freiwillig wichen, wurde halt zu drastischeren Maßnahmen gegriffen. Und weg war er.
Seit damals gibt es leider keine wirkliche Anlaufstelle mehr für uns Segler, keinen Platz wo man alle treffen kann, wo man die nötigen Informationen zentral, schnell und einfach erfahren kann. Und die alte Kneipe war natürlich auch nicht ohne, jeder war mal drinnen der durch den Kanal gefahren ist.
Ich bereite mich also vor um am Montag morgen den Papierkram mit den Behörden zu erledigen. Zuerst zur Autoridad Maritimo, der nationalen Behörde zuständig für alle maritimen Angelegenheiten, sprich Hafenkapitän und Fahrterlaubnis und eine ganze Menge anderer Papierdln wo keiner weiß wofür die gut sind. Es ist unglaublich wie man sehr wenig Arbeit auf so extrem viele Leute aufteilen kann. Irgendwann ist es dann geschafft, raus auf die Straße, ins nächste Taxi und ab zur Kanal Gesellschaft. Auf dem Weg dorthin springt auf der anderen Straßenseite ein bewaffneter Motorrad Polizist während der Fahrt vom Motorrad, geht sofort mit seiner MP in Anschlag und zielt auf ein daherkommendes Auto. Der Fahrer bleibt natürlich sofort stehen und 4 Mann kommen mit erhobenen Händen aus dem Auto. Was geschehen ist und warum weiß ich nicht. Mein Taxifahrer hört zwar bis zum Ende der Fahrt nicht mehr zu reden und zu fuchteln auf, ich verstehe aber hauptsächlich Bahnhof, und das auf spanisch, also gar nichts. Ich glaube seit die beim letzten James Bond hier gedreht haben sind die alle ein wenig zu sehr action geil.
Was ich brauche ist ein Termin mit dem sogenannten Admeasurer, der mein Boot vermisst damit die wissen dass ich auch ganz sicher nicht zu groß für den Kanal bin. Ohne den geht gar nix. Die sehr nette Dame im Büro, Lydia, erklärt mir dass ich am nächsten Morgen um 8 Uhr in der Früh anrufen soll, weil sie nicht sicher ist ob der Vermesser nicht schon zu viele Boote vermessen muss und sie mir deshalb keinen Termin nennen kann. Nun gut damit kann ich leben und tatsächlich kriege ich sofort in der Früh die Nachricht dass wir auf die Flats fahren müssen, weil der Vermesser nur dort vermisst. Mitten im Frühstück heißt es also Anker auf und rüber gedüst in die Flats. Die Flats ist ein mit gelben Bojen markierter Bereich im riesigen Hafenbecken in dem wir ankern und auf den guten Mann warten. Der Anker hält nicht richtig in dem super weichen Schlamm, und erst nach mehreren Versuchen können wir den inzwischen kalt gewordenen Kaffee wieder in Ruhe runter schlürfen.
Es stellt sich dann heraus dass das Boot genau so groß ist wie es in den Schiffspapieren steht. Ich bekomme noch einige Formulare in die Hand gedrückt sowie Erklärungen wie der weitere Ablauf ist, vor allem aber wie viel zu bezahlen ist und wie und wo und wann man was machen oder nicht machen darf. Irgendwann ist es dann soweit und nach vielen Rennereien bekommen wir den Termin für die Durchfahrt – 3.3.2011 um 16.30 Uhr müssen wir wieder auf den Flats sein und auf unseren Advisor warten. Der Advisor ist das was man im allgemeinen als „Pilot“ oder „Lotse“ bezeichnet, allerdings sind die meisten davon sehr schlecht bis gar nicht ausgebildet, eben die Lehrbuben, die auf den kleinen Segelbooten üben dürfen und wenn sie irgendwann vielleicht mal gut sind, dann dürfen sie auf den großen Schiffen arbeiten. Die meisten kommen nicht so weit. Mit nicht mal einer Stunde Verspätung kommt der gute Mann dann zu uns aufs Boot, für Panamenische Verhältnisse ist das fast überpünktlich. Sofort heißt es Anker auf und ab in Richtung der ersten der 3 Schleusen auf der Karibik Seite des Kanals.
Kurz vor der Schleuse gehen wir mit 2 anderen Yachten, einem Schweden und einem Franzosen, ins Päckchen und werden so zusammengebunden gemeinsam geschleust. Gegen die beiden anderen Boote bin ich ein richtiger Zwerg mit meinen 10 Metern, und da wir außen liegen, werden unsere Kanalleinen vom mittleren Boot bedient. Wir brauchen also nur dazustehen und können das Schauspiel genießen. Nach der dritten Schleuse haben wir den Gatun Lake erreicht und die Boote trennen sich wieder. Es geht noch 2 Meilen in den See bis zu einer riesigen Gummiboje mit etwa 3 Metern Durchmesser., wo wir für die Nacht festmachen.
Wecker brauchen wir keinen, denn frühmorgens beginnt das Konzert der im angrenzenden Dschungel lebenden Hauler Monkeys. Dann beim ersten Licht geht’s weiter durch die wunderbare Landschaft des riesigen Gatun Lakes..
Wir sind fasziniert von abgestorbenen Bäumen die noch als Fragmente aus dem Wasser ragen und eigenartige Skulpturen bilden. Langsam gleiten wir durch das Fahrwasser, Alle paar Minuten kommt ein riesiges Containerschiff, ein Tanker oder eines der Arbeitsboote vorbei und stört die Idylle. Dann plötzlich ein Aufschrei von Hannes, der vom Netz aus das Szenario genossen hat, und unser Steuermann reißt im wahrlich allerletzten Augenblick das Ruder herum. Nur um Haaresbreite kommen wir an der nicht zu übersehenden Tonne vorbei. Waere das das Ende der CHI gewesen? Zerbröselt an einer 5 Meter großen roten Eisentonne im Panama Kanal? Naja auf alle Fälle wären wir mit dieser Story sicher in die Kronen Zeitung gekommen. Österreicher zerstören den Panama Kanal oder so ähnlich hätten die wohl geschrieben.
Leider müssen wir vor den beiden Miraflores Schleusen über 2 Stunden warten bis wir dran kommen. Dafür sind wir dann auch alleine nur mit einem riesigen Autofrachter, man erkennt sie daran dass sie hauptsächlich 4-eckig sind, der hinter uns den Höhenunterschied überwindet. Um Punkt 16:30 öffnet sich das letzte Schleusentor und das Wasser des Pazifiks strömt uns entgegen. Nun aber hurtig raus hier und zum Ankerplatz nach Las Brisas de Amador, wo schon meine Freunde auf uns warten. Komischerweise wird nicht mehr allzu viel gefeiert, wir sind einfach zu müde.

Noch ein paar Tage auf die Islas Las Perlas, die wegen des extrem nährstoffreichen Wassers und der dadurch schlechten Sicht, zum Schnorcheln weniger geeignet sind, bin ich seit dem 14.3. wieder alleine auf dem Boot.

Beim letzten mal habe ich geschrieben dass eine neue Mitseglerin an Bord ist. Das hat sich leider wieder geändert. Bettina war absolut ungeeignet für das Bootsleben (Details gibt’s nur persönlich) und so musste ich mich wieder von ihr trennen.

Für mich beginnt damit die letzte Vorbereitungsphase für das große Abenteuer Pazifik – alleine. Das wichtigste dabei ist nichts zu vergessen. Ich muss (versuche) 2 Jahre nach vorne zu denken, welche Ersatzteile ich brauche, welche Sachen ich jetzt wechseln muss, was ich die nächsten 4000 Seemeilen nirgends bekomme, usw.... vom Essenseinkauf will ich gar nicht reden. Ich bin jeden Tag etwa halbtags in der Stadt um Sachen zu besorgen und den halben Tag arbeite ich am Boot. Ich wollte am Samstag los segeln, da mir die nette Dame von der Kanalgesellschaft versprochen hatte den Scheck mit meinem Kanal Depositgeld am Freitag nachmittags bereit zu haben. Das hatte sie auch, nur leider als ich anschließend auf die Bank gehe, stelle ich fest dass ich meinen Originalpass nicht mit habe (nur eine Kopie und den Führerschein) So muss ich also bis heute Montag warten um meine USD 891,-- zu bekommen. Was soll's, 2 Tage mehr oder weniger in Panama City ist auch schon egal.

Der Panama Kanal ist geschafft und CHI steht im Pazifischen Ozean. Morgen Früh, Dienstag 22.3.2011 gegen 06:30 werde ich den Anker aus dem Schlamm holen und los segeln. Zuerst 2-3 Tage wieder auf die Islas Las Perlas, das liegt etwa 40 Seemeilen südöstlich von Panama und danach auf die Galapagos Inseln. Bis dahin hoffe ich dass mein Bordfunksystem wieder funktioniert und ich auch von Bord aus emailen kann. Ansonsten müsst ihr warten bis ich auf den Galapagos Inseln bin. Also 2-3 Wochen Geduld sind angesagt.
Hasta luego - Chico

San Blas News

Hallo alle zusammen,

Spannend war es die letzten Wochen in Kuna Yala. Sherlock Holmes musste eingreifen und die Dinge wieder ins Lot bringen.
Um mir viel Arbeit zu sparen habe ich einfach den Text eines befreundeten Seglers (Stefan von der SAWADI) kopiert und ihr könnt hier lesen was los war.

Am besten erzähle ich die Geschichte chronologisch und so wie ich es mitbekommen habe.
Vor ein paar Wochen hörte ich in der täglichen Kurzwellen-Funkrunde, dass der amerikanische Einhandsegler Don North und seine Segelyacht WINDANCER vermisst wird.
Ein paar Tage später wurde gemeldet, dass ein französischer Einhandsegler namens Jean-Pierre Bouahard vom Katamaran LEVANTE tot im Hafenbecken von Portobello (ca. 45 Meilen westlich von den SanBlas) gefunden wurde. Angeblich mit 'ner Ankerkette um die Füsse, 'ner Kugel in der Brust und offenbar wurde ihm die Haut vom Gesicht entfernt. Da er aber ein großer Kerl war, trieb er wieder an die Wasseroberfläche und wurde gefunden.
Gerüchte gingen um, dass ein gewisser Javier Martin an dem Mord beteiligt gewesen sein soll. Es heißt, Jean-Pierre machte mit Javier Martin und einem dritten Mitsegler einen Backpacker-Törn auf der Levante runter an die kolumbianische Küste und wieder zurück und am Ende des Törns gerieten Jean-Pierre und Javier in Streit über das verdiente Geld. Am nächsten Tag wurde die Leiche von Jean-Pierre gefunden.

Javier war übrigens der Kapitän von der Segelyacht TWYLA. Er machte mit diesem Boot Backpacker-Touren zwischen Cartagena/Kolumbien und SanBlas/Panama - bis er dummerweise vor zwei Monaten die TWYLA in Chichime auf ein Riff setzte und das Boot versank.

Wir hatten jetzt also einen toten Jean-Pierre von dem Katamaran LEVANTE, einen verdächtigen ex-Yachtbesitzer Javier Martin und einen seit mittlerweile zwei Wochen vermissten Don von der WINDANCER.
Und jetzt wirds noch komplizierter. Denn jetzt kommt das Boot "Green Twilight" ins Spiel. Es tauchte ca. zu der Zeit auf, als die WINDANCER als vermisst gemeldet wurde - und entdeckt wurde die unbemannte "Green Twilight" von mir, Stefan. Sie lag ca. eine Meile westlich der SAWADI vor Anker. Der Ankerplatz war schlecht gewählt und das Boot schaukelte teilweise ziemlich hin und her. Ich wunderte mich schon darüber - dachte mir aber nix weiter dabei. Als das Boot nach fast zwei Wochen immer noch dort vor Anker lag, fuhren ich und ein Segelbekannter dann doch mal hin und stellten fest, dass das Boot abgeschlossen und definitv verlassen war. Wir mutmaßten zunächst, dass der Bootsbesitzer vielleicht in Panama City ist und sein Boot hier nur geparkt hatte. Seltsam war auch, dass der Bootsname "Green Twilight" mit grünem Klebeband unprofessionell hin geklebt war.
Ich fragte dann mal in der Funkrunde an, ob jemand das Boot Green Twilight kenne, da es seit ein paar Wochen unbeaufsichtigt an einem einsamen und schaukeligen Ankerplatz liege. Das brachte kurz darauf den Stein ins Rollen und Vermutungen und Gerüchte wurden laut, dass es sich bei der Green Twilight eventuell um die vermisste WinDancer handeln könnte und dass angeblich Don vor seinem Verschwinden erzählte, er habe einen anderen Kapitän, einen gewissen Martin, als Crewmitglied an Bord genommen.
Eine weitere Woche später war klar, dass die Green Twilight eigentlich die WinDancer ist und man stellte ausserdem fest, dass von dem Boot viele Dinge entwendet wurden. So fehlten unter anderem seine zwei Dingis (eines davon ein kleines Hartboden-Segeldingi, welches später noch eine Nebenrolle spielen sollte) und auch einer seiner zwei 45-Pfund-Anker.

Die Verdachtsmomente gegen Javier Martin verdichteten sich täglich und ständig schwirrten neue Gerüchte durch die Funkrunde.
Zum Beisiel dass der Katamaran Levante nicht auffindbar sei, dass er gefunden wurde, als grade ein Arbeiter in einer einsamen Bucht das Boot neu anstrich und den Namen abänderte, dass Javier Martin in Panama City ermordet aufgefunden wurde, dass der eine Anker deswegen fehlte, weil Javier den armen Don damit im Meer versenkte, und so weiter und so fort. Also insgesamt eine schlimmere Gerüchteküche als in den Seifenopern "Dallas", "Denver-Clan" und "Lindenstrasse" zusammen.
Schliesslich wurde noch das FBI eingeschaltet und in ganz Panama liefen Nachrichtenspots mit dem Foto von dem Spanier Javier Martin, der mittlerweile offiziell als Doppelmörder gesucht wurde.
Weitere zwei Tage später wurde Javier in der Provinz Darien, im Süden von Panama, festgenommen, als Einwohner sein Gesicht erkannten und die Polizei alarmierten. Bei ihm gefunden wurden über 13.000 USD in bar, zwei Pistolen, eine Schrotflinte und außerdem die Kreditkarten von Don von der WinDancer.
Also wurde zu guter Letzt doch noch alles aufgeklärt und der Bösewicht verhaftet.
Wer mehr dazu nachlesen will, schaue einfach mal bei www.panama-guide.com nach und suche nach dem Schlüsselwort "WinDancer".


Soweit also der Bericht von Stefan, der ziemlich ganz genau das wieder spiegelt was auch ich mitbekommen habe.

Was war sonst noch los im Paradies?
Das wichtigste vorweg – ich habe es verlassen!!!
Seit 16.2. sind der Toferer Michi, Schmoelzer Hannes und Wilfried Nagl bei mir an Bord und ich versuche ihnen das Leben abseits normaler Zivilisationsnormen ein wenig zu zeigen. Große Verwunderung herrscht immer wieder wenn, wie sehr oft, irgend ein Teil seinen Geist aufgibt, etwas bricht oder ähnliche Sachen passieren. Nach kurzem Fluchen wird es halt repariert, und es gibt fast immer eine Möglichkeit dazu auch mit einfachsten Mitteln. Zuhause in Europa würde man ins nächste Geschäft gehen, ein neues Teil kaufen, aus- und einbauen, fertig. Hier gibt es kein Geschäft – entweder man kann es mit Bordmitteln reparieren oder man hat viel Geld und lässt es aus den USA einfliegen.

Wir ziehen langsam von Ankerplatz zu Ankerplatz, einer schöner wie der andere, und sie bekommen allmählich einen Sinn dafür warum ich so gerne hier bin. Das traumhafte Wetter macht es leicht und wir verbringen eine super Zeit zusammen. Dann ist es aber so weit. Meine Zeit in San Blas bei den Kuna Indianern geht zu Ende. Ich verabschiede mich noch von einigen guten Freunden die mich jahrelang begleitet haben, genauso wie von vielen Riffen und der wunderschönen Unterwasserwelt in der ich so viele Stunden und Tage verbracht habe. Nach dem Ausklarieren in Porvenir segeln wir zu meinem letzten Ankerplatz in Chichime. Am nächsten Morgen als wir gegen 07:00 in der Früh die geschützte Lagune verlassen, muss ich mit mir kämpfen um meine Gefühle für diese schöne Zeit nicht Oberhand gewinnen zu lassen.

Und noch etwas Einschneidendes ist passiert. Ein neues Crewmitglied ist an Bord. Bettina aus Gaspoltshofen in Oberösterreich.

Mehr gibt’s dann in Kürze.
Bis bald
Chico

Zurueck nach San Blas

14.12.2010

so, ich bin wieder im wasser und zurueck auf san blas.
aber es war wieder mal nicht so einfach und wenn man bedenkt wie lange meine arbeitsliste nach einem mehr als 3 woechigen werftaufenthalt noch immer ist, dann frage ich mich was habe ich dort die ganze zeit gemacht. ich weiss dass ich sehr fleissig war und wann immer es moeglich war am boot gearbeitet habe, und trotzdem ist die neue liste schon wieder unglaublich lang.
am freitag war fuer wenige stunden schoenes wetter und ich konnte die letzte farbe auftragen, ebenso am samstag kurzzeitig was mir ermoeglichte fast alle aussenarbeiten fertig zu stellen. gleich in der frueh melde ich dave, dem yardmanager, dass ich heute samstag als letzter des tages wieder mit dem travellift ins wasser will, weil ich dann ueber nacht nach san blas segeln moechte. er meint kein problem und puenktlich zum arbeitsschluss der werftarbeiter um 16:00 kommt CHI endlich wieder ins wasser. schnell wird gecheckt ob auch alles dicht ist und ich bereite alles fuer die abfahrt vor. natuerlich habe ich nicht vor in der nacht zu segeln, aber frueh morgens am naechsten tag sobald es ein wenig hell wird. mit dem vorhergesagten guten wind aus nordwest sollte es kein problem sein die etwa 85 seemeilen in den 12 stunden die mir mit tageslicht zur verfuegung stehen, zu bewaeltigen. leider hielt sich das wetter wieder mal nicht an die vorhersage und so waren die vier ersten stunden nur etwa 8 knoten wind aus westen, und auch danach stellte sich nie die gewuenschte staerke und windrichtung ein. ich entscheide mich gegen 17:30 nicht die erste insel anzulaufen, die ich gerade noch beim allerletzten tageslicht geschafft haette. der grund war der wetterbericht fuer morgen montag - starke wind aus norden. und in chichime ankert man noerdlich der insel, ist also nur vom riff gegen die aergsten wellen, kein bisschen aber gegen den wind geschuetzt. ausserdem wuerde ich dann gleich mehrere tage dort festsitzen und koennte die arbeiten wieder nicht weiterfuehren. ich segle also weiter nach cayo hollandes este, wo ich mich sehr gut auskenne, alle alten tracks auf meinem computer habe und ich mich auch in finsterer nacht auskenne. genau bei der einfahrt zu den west hollandes schlaegt dann das wetter um. urploetzlich heftigster regen, null sicht, wind gute 25 knoten in den boen einiges mehr. als ich die front kommen sehe, gebe ich so schnell es geht die segel voellig weg. unter motor geht es die letzten 7 meilen zu meinem angepeilten ankerplatz. von einem freund erfahre ich dass ein anderes boot auch noch hinter banedup ankert, ungefaehr dort wo ich hin will. als ich eintreffe faengt es wieder zu regnen an. sehr vorsichtig navigiere ich zwischen den riffen durch. die sicht ist absolut null. ich verlasse mich auf meine alten tracks und hoffe dass nicht noch mehrere boote irgendwo ankern. von vielen ankerplaetzen in der naehe sehe ich die lichter, aber nichts von dort wo ich hin will, nur finsternis. da ich nicht genau weiss wo der oder die anderen boote sind, werde ich schon ein stueck frueher ankern. fast fahre ich ein paar meter zu weit, bei unter 2 metern erst geht das boot wieder rueckwaerts. ich suche eine gute position und ankere dann leider ein kleines bisschen, vielleicht 10 meter, zu weit oestlich. nicht schlimm im moment, auch nicht schlimm wenn der wind so bleibt. wenn er allerdings von west auf sueden dreht, dann sitze ich in der scheisse. genau so kommt es auch. um ca. 03:30 in der nacht merke ich dass sich das boot anders bewegt in den leichten wellen. ich stuerze an deck, sehe nichts, schalte den computer an, starte den motor, checke die ankerkette und als alle systeme funktionsbereit sind sehe ich endlich was passiert ist. der wind hat auf suedwest gedreht, dadurch bin ich auf eine mit gras bewachsene sandbank geschwungen und ein rumpf touchiert immer wieder den sand und den grasbewuchs. ich bin nur 100 meter suedlich einer insel und 100 meter noerdlich einer anderen. es ist so stockdunkel, dass ich nicht mal die umrisse einer der beiden inseln erkennen kann. es fehlt mir also jegliche orientierung. nur der computer sagt mir wo ich bin. da das boot sich aber nicht bewegt zeigt es keine richtung an. der compass ist die einzige hilfe mit dem ich feststellen kann wo ich ueberhaupt versuchen muss hin zu kommen. das schlimmste waere in die falsche richtung, also noch weiter auf die sandbank zu kommen.
zu zweit waere das ganze keine grosse dramatik. da wuerde ich einfach ins wasser gehen. das boot hat ja nur 1,05 meter tiefgang, ich wuerde anschieben und die zweite person wuerde versuchen mit dem motor unterstuetzend runterzufahren. alleine geht das halt nicht, denn wenn ich schiebe, bin ich im wasser, kann also nicht gas geben. wenn ich schon vorher den gang einlege und gas gebe, danach ins wasser huepfe und das boot freibekomme, ja dann faehrt es ganz mutterseelenalleine fort und ich stehe wie ein begossener pudel im wasser.
nach einiger zeit gelingt es mir von der sandbank runterzukommen und ich suche den weg aufs offenen wasser. ich wage es nicht in den regionen der ankerplaetze rumzufahren, weil zu viele boote ohne beleuchtung in der nacht ankern und das risiko eines treffers viel zu gross ist. so fahre ich also bei stroemenden regen, absolut keiner sicht wieder aufs offene wasser und fahre dort bis 06:30 einfach auf und ab, wartend auf den tagesanbruch und auf sicht. langsam schleiche ich mich dann an einen anderen ankerplatz, hoffend dass der regen nicht noch kraeftiger wird. es geht alles gut, um 07:00 werfe ich den anker, genau dort wo CHI die letzten 6 monate den sommer verbracht hat, und falle todmuede in meine koje. ab 10:00 faengt dann das telefon an zu klingeln und die anderen segler die mich kennen wollen wissen was los war. die nachricht dass ich am abend ankommen werde hat sich rasend schnell verbreitet, allerdings hat keiner gewusst wo ich landen werde und jetzt sind sie neugierig. nichts ist also mit ordentlich ausschlafen. ich mache mir fruehstueck und entschliesse mich danach wieder ankerauf zu gehen und 1 seemeile zu meinem bestens geschuetzten stammplatz zu fahren. auf  5 meter wassertiefe faellt der 22kg CQR anker den ich seit vielen jahren das erste mal wieder angeschaekelt habe, und ich beginne das chaos zu ordnen. alles ist nass, mindestens 3 hosen und 5 t-shirts, 3 handtuecher und innen im salon sowieso alles. da es noch immer nieselt kann ich auch nichts zum trocknen aufhaengen.
am nachmittag kommen dann gute alte freunde aus oesterreich und ankern neben mir. schnell springe ich ins dingi, fahre rueber und die neuesten geschichten werden ausgetauscht. inzwischen hat der wind wieder zugenommen, wie vorhergesagt, und als ich aus dem fenster schaue sehe ich CHI ploetzlich neben Alchemist anstatt davor, wo sie geankert hat als ich weggefahren bin. scheisse das boot ist auf drift gegangen. ein satz und ich bin im dingi, 20 sekunden spaeter auf CHI, den motor gestartet (bin ich froh dass ich einen neuen motor habe wo alles funktioniert), und schon rauscht die ankerkette wieder in den kasten. ich fahre vorsichtig vorwaerts und versuche erneut zu ankern. hier war ich schon so oft und es ist bestens haltender sand. vielleicht habe ich bei einem morschen, verfaulenden baum eingehaengt und der ist durchgerissen, anders gibt es das fast nicht. noch 2 mal das gleiche spiel, anker runter, einfahren langsam gas rueckwaerts und nach einer weile haelt er nicht, sehr eigenartig. ich fahre also sehr nahe zur insel so dass mich der wind fast nicht mehr erwischt, werfe den anker, gebe die ganze kette raus und mache dann den zweitanker fertig. ich moechte heute nacht einfach ruhig schlafen koennen. mein fortress anker wird einfach an die kette drangeschaekelt und wenn sich der hauptanker bewegen sollte, graebt sich der zweite anker sofort ein. nun haelt das schiff auch bei vollgas rueckwaerts bombenfest. in der nacht gehts dann richtig rund. ueber 35 knoten wind. 2 boote gehen aufs riff, das funkgeraet steht lange nicht mehr still. die anderen boote an den jeweiligen ankerplaetzen versuchen alles um die schiffe wieder ins wasser zu bekommen. heute frueh erfahre ich dass keinem was passiert ist und auch die schiffe ausser ein paar kratzern und fehlender farbe ok sind. erst vor 10 tagen ist ein boot gesunken am riff, vor einer woche ist ein frachter aufs riff gefahren und vor 4 tagen ein alter, erfahrener segler nach einer ganzen serie von fehlern bei der einfahrt zum rio chagres gestrandet.
seit es wetteraufzeichnungen gibt in panama war noch nie ein so versauter dezember, noch nie wurde so viel regen gemessen und noch nie musste bisher der panama kanal wegen wetter geschlossen werden (1 tag = ca. 20 millionen dollar verlust) und es soll erst in 2 tagen aufhoeren mit diesen wetterkapriolen. alle warten schon sehnsuechtig auf sonne und gemaessigte winde. die neue strassenverbindung nach carti ist auf mehreren teilen unpassierbar, die beiden grossen bruecken ueber den panama kanal, die nord- mit suedamerika verbinden, sind  fuer lkw und schwerfahrzeuge unpassierbar und in unmengen von doerfern ist alles unter wasser und schlamm.
wie man sieht hat sich ausser dem wetter nicht viel veraendert. es ist noch immer spannend und abenteuerlich, gefaehrlich, nervenaufreibend, angsteinfloessend und trotzdem, oder gerade deswegen, wunderschoen.
ich hoffe dass sich in den naechsten monate alles wieder stabilisiert und "normal" wird.
liebe gruesse
chico

Back in Panama

Back in Panama (20.11.2010)

Endlos lange hat es gedauert bis ich endlich am Tocumen Flughafen in Panama City angekommen bin. Fast 10 stunden Wartezeit in Mexiko City und dort war es sooooo a.....kalt, fast wie in Österreich.
Pünktlich landet der Flieger, bald taucht meine Tasche am Transportband auf, die Zollkontrolle ist wie meistens nur eine Farce und nachdem ich mein Telefon aktiviert hatte, versprach auch noch der vorbestellte Fahrer mit seinem Jeep innerhalb der nächsten 15 Minuten vor Ort zu sein. Nun, 15 Minuten das heißt auf panamaisch ich habe locker eine Stunde zeit. Doch er kommt schneller als gedacht, das Gepäck verstaut und dann fahren wir zuerst mal in ein einheimisches Restaurant. Suppe, Huhn mit Reis und Salat, Nachspeise und ein Getränk, alles um 4,-- Dollar, welch ein Unterschied zu Europa. Danach geht es durch den Dschungel über eine abenteuerliche Straße nach Carti, ein kleines Kuna Dorf, oder besser gesagt zur Landepiste des ehemaligen Flughafens. Dort suche ich mir zuerst mal ein Boot das mich zur isla elefante (west lemon keys) bringt. Da gibt es einen beliebten Ankerplatz wo immer viele Segler sind und ich hoffe dass mich einer zu meinem Boot bringt, welches vor der aeussersten der über 360 Inseln vor Anker liegt.
Leider läuft es nicht immer so wie man gerne hätte, keine bekannten Boote, außer Yogi und der rührt sich nicht von hier fort. Wenigstens kann ich auf seinem Boot unterkommen und bleibe schließlich 3 Tage bis mich endlich jemand mitnimmt und ich auf meiner CHI, also zu Hause, bin.
Und diese Fahrt war schon wieder so eine Reise wie sie offenbar nur mir passiert. Bis zur CHI sind es knapp 14 Seemeilen, also ca. 26 Kilometer, das entspricht ca. 2,5 bis 3 Stunden Segelei. Mein Kapitän benötigt dafür von 09:30 bis 18:15, also 9 Stunden. Gleich nachdem der Anker an Deck ist merkt mein Transporteur dass sein Boot keine Geschwindigkeit macht. Ich blicke nach hinten und sehe dass sein Kajak nicht auf dem Wasser nachgezogen wird, sondern unter Wasser an der Leine hängt. Wir stoppen, fahren zurück, ankern wieder und das arme Kajak wird seitlich hochgezogen, damit das eingedrungene Wasser auslaufen kann. Zwei und eine halbe Stunde später haben wir es endlich an Deck festgezurrt und wir könnten wieder losfahren, da meint der gute Kapitän, er ist jetzt so müde er müsse sich hinlegen und glaubt nicht dass er heute noch so weit segeln kann. Mir reißt der Geduldsfaden. Ich sage ihm er soll nur hier aus dem Ankerplatz raus fahren, dann kann er sich schlafen legen, den Rest mache ich alleine. Irgendwie gefällt ihm die Idee dass er nichts tun muss und er gefahren wird. Er geht auf den Deal ein. Wir fahren durch die Südeinfahrt der west lemon keys und anstatt nach links, biegt er nach rechts ab. Auf meinen Hinweis dass dies die falsche Richtung sei, meint er, ihm sei gerade eingefallen dass er seine Papiere noch in Ordnung bringen muss und daher will er zuerst noch in Porvenir beim Immigration Offizier vorbeischauen, damit dieser seinen Pass stempelt. Nun gut was soll ich machen, ein Stündchen hin, ein Stündchen zurück, ist ja auch schon egal. Wir kommen in Porvenir an, er geht zum Offizier und als er strahlend zurück kommt sagt er wir hätten uns den Weg sparen können, weil es seit Sommer erlaubt ist 6 Monate anstatt der bisher üblichen 3 Monate im Land zu bleiben. Gut, Hauptsache er ist wieder da und wir können endlich los segeln. Da fällt ihm ein es ist schon 13:00 Uhr und er hat jetzt riesigen Hunger und muss noch mal zurück auf die Insel ins Restaurant, weil kochen möchte er jetzt auch nicht. Also gut, noch mal 1,5 Stunden warten und dann geht’s tatsächlich los in die richtige Richtung. Er erzählt mir noch großartig wie schnell sein Boot segelt und dass wir in Nullkommanichts dort sein werden. Ich frage ihn ob es nicht vielleicht noch schneller ginge wenn wir auch das Vorsegel zusätzlich setzen würde. Jaja, gute Idee. Ich gehe nach vorne zu seinem an Deck festgezurrten Segelsack, mache das Segel klar und wundere mich wieso da soviel Ecken und Ösen sind bei diesem Segel. Bis ich nach genauer Durchsuchung des Sackes drauf komme, dass da 2 Segel drin sind. Mein Hinweis darauf verwirrt den armen Mann völlig. 2 Segel das gibt es nicht. Ja und da mache ich einen für ihn unerwarteten Vorschlag, ganz einfach auch das zweite Segel zu setzen. Und mit einem mal läuft sein Schiff tatsächlich so etwas wie eine vernünftige Geschwindigkeit. Ja, 2 Vorsegel, wenn er das früher gewusst hätte dann........
es ist immer wieder schlimm zu beobachten was der Alkohol aus Menschen machen kann.

Mein Boot ist in einem bemerkenswert guten Zustand. So gut wie kein Schimmel nach 6 Monaten Abwesenheit ist sehr ungewöhnlich aber auch sehr erfreulich. Auch der Unterwasserbewuchs ist in erträglichem Rahmen. Nach 3 Tagen putzen und wischen, schrubben und schaben, bin ich startbereit und mache mich auf den Weg um das Schiff in die 85 Meilen entfernte Werft zu bringen. Leichte Winde machen es zu einer langsamen Fahrt, ich habe auch keine besondere Eile, vor allem nicht da mir Dave der Yardmanager in der Shelterbay Marina am Telefon gesagt hat dass er mich nicht raus kranen kann weil kein Platz für mich vorhanden ist. Ich rufe so alle 3 Stunden wieder an und am nächsten Tag bekomme ich schon ein vorsichtiges vielleicht. Und das heißt für mich eines, Segel runter Motor an und so schnell wie möglich in die Werft. Weil wenn ich mal dort bin blockiere ich den Travellift und dann haben sie fast keine Wahl mehr und werden mich schon raus heben. Und so passiert es auch . Ich treffe am späten Nachmittag des zweiten Tages dort ein und fahre sofort in die Box des Travelliftes. Riesiges Geschrei und ich sage einfach Motorprobleme, ich kann nirgends mehr hinfahren, sie müssen mich raus heben. Klarer Fall von Notfall. Hauptsache ich bin an Land und kann am nächsten Tag mit den Arbeiten am Boot beginnen.
Ich engagiere zwei kolumbianischen Helfer für die Schleifarbeiten. Eine Arbeit die ich nicht mag und die auch auf Grund der Gifte im Antifoulinganstrich sehr gesundheitsgefährdend ist. 3 Tage später beginnt dann ein Albtraum, nicht nur für mich, sondern für viele Menschen in Panama. Die schlimmsten Regenfälle seit es Wetteraufzeichnungen in Panama gibt. Und das ist so als ob die Feuerwehr 7 Tage die Woche 20 Stunden am Tag Übung hätte. Unglaubliche Mengen an Wasser die da vom Himmel kommen. Das erste Mal seit es den Panama Kanal gibt, wird dieser wegen schlechtem Wetter geschlossen. Viel Teile des Landes stehen unter Wasser, sind unter Schlamm begraben, sind nicht mehr erreichbar und es werden ganze Provinzen in den Notstand versetzt. Ähnlich sieht es für mich aus. Die meisten der Arbeiten kann ich nicht erledigen, weil sie wetterabhängig sind. Malerarbeiten kann man nicht 5 Minuten nach Ende des letzten Regens beginnen. Ich beschließe deshalb die Arbeiten nur soweit fertig zu stellen wie es unbedingt sein muss und den Rest werde ich nach meiner Rückkehr nach San Blas erledigen.