Samstag, 23. April 2011

The Endless Story

Am Morgen nach meiner Rückkehr nach Panama City versuche ich sofort Florian zu erreichen. Ein Ossi, der mit 2 Freunden vor einigen Jahren nach Panama ausgewandert ist, eine Frightforwarding Firma (Spedition für kleinere Sachen) gegründet hat und inzwischen rund 30 Mitarbeiter beschäftigt. Ihn habe ich mit der Lieferung meiner Kette beauftragt. Und da er mir ein sehr gutes Angebot gemacht hatte für die Einfuhr der Kette per Luftfracht anstelle der üblichen Seefracht, glaubte ich die Kette wird schon auf mich warten. Falsch geglaubt. Es kostet mich 3 volle Tage bis ich endlich weiß was mit der Kette ist, wo sie ist, warum sie dort ist.
Sie liegt noch immer in Amerika und wird auch niemals nach Panama reisen dürfen. Erst nachdem ich die Lieferfirma in Amerika telefonisch erreichte, erfuhr ich die ganze Wahrheit. PYachts liefert nicht an Florian wegen einer mehrere Monate zurück liegenden anderen Sache, bei der es Probleme gab die nach nie aus der Welt geschafft wurden. Ist ja gut und schön, nur das hätten sie auch gleich bei der Bestellung sagen können, so habe ich 2 Wochen umsonst gewartet und bin wieder genau dort wo ich vor einem Monat schon mal war.
Für mich sind nun 2 Optionen vorhanden. Ich besorge mir ein Stück jener Kette mit 9mm Durchmesser, die ich ursprünglich falsch geliefert bekam und versuche eine Metallbaufirma zu finden die eine neue Kettennuss für die Ankerwinde daran anpasst. Oder ich lasse mir per Schiffsfracht eine Kette aus Amerika schicken. Die erste Möglichkeit ist wesentlich billiger, es gelingt mir aber nicht eine Firma zu finden die so ein Gussteil aus Bronze herstellen kann und dann die entsprechenden Ausnehmungen fräst. Der Grund ist nicht dass sie es handwerklich nicht könnten, sondern dass es wegen der Abmessungen der Kette, bzw. meiner Kettennuss und den Einbaumassen in die Ankerwinsch technisch nicht möglich ist.
Also bleibt nur der Import mit Seefracht übrig. Ich rufe Arthuro von Marine Warehouse an. Auf die Frage wann das nächste Schiff von Miami nach Panama geht, meint er heute. Ich also sofort zu ihm ins Büro und um 10:31 ist die Bestellung draußen. 11:00 ist die Abfahrt des Schiffes. Die Jungs in Miami haben also genau 29 Minuten Zeit die Kette abzulängen, zu verpacken, zum Hafen zu bringen und sie in den Container von Marine Warehouse zu schmeißen. Und lt. Arthuro hat es geklappt. 4 Tage dauert der Schiffstransport und dann noch mal ca. 10 Tage bis die Lieferung aus dem Zoll ist. Das heißt für mich – noch mal mindestens 2 Wochen warten.


Vor 4 Tagen ruft mich meine Schwester ganz aufgeregt an, wo ich bin und wies mir geht und ob alles in Ordnung sei. Meine Antwort, klar ja alles ist ok. Sie hat gerade einen Anruf bekommen – während sie am Zahnarztstuhl saß – von der Notrufzentrale, dass sie soeben ein Signal von meinem Epirb erhalten haben. Das Epirb ist so ein kleines gscheites Kastl das man aktiviert wenn man z.B. gerade mit seinem Boot versinkt oder bei ähnlich schweren Vorkommnissen. Dann wird ein Signal über Satellit gesendet mit meiner Position und meinen Schiffsdaten, wie viele Personen usw....
Nun ich war und bin ok aber die Frage bleibt doch wieso aktiviert sich dieses Signal selbsttätig?? und was wäre gewesen wenn ich irgendwo mitten auf dem Ozean bin und nicht telefonisch erreichbar. Hätten die dann eine Suchaktion eingeleitet? Mein Epirb ruht in seiner Originalverpackung in meinem wasserdichten, immer griffbereiten Notfallsack wo ich all die Dinge aufbewahre die man so mit sich führen sollte wenn das Boot sinkt und man umsteigen muss auf das Dingi (ich habe keine Rettungsinsel, ich will auch keine). Der größte Nachteil bei der Sache war dann dass sich das Signal des Epirb nicht ausschalten ließ. Ich musste also das Epirb zerlegen (gewaltsam) um die Lithium Batterien abzuklemmen. Wenigstens weiß ich jetzt wie ich die Batterien wechseln kann und dass bei so einem Gerät technisch eigentlich nicht viel dahinter steckt. Wenn man den Preis anschaut was die Dinger kosten, da verdient sich jemand einen ordentlichen Patzen Geld.

Ich bin also heute wieder unterwegs zu den Las Perlas Inseln um dem Dreck und Gestank der Metropole zu entfliehen. Der Höhepunkt heute war sicherlich die Schau von ca. 70 – 80 Delphinen die fast eine Stunde lang neben, vor, hinter und unter dem Boot her geschwommen sind und ein Spektakel aufgeführt haben als ginge es darum in eine Hollywood Show zu kommen.

Dienstag, 12. April 2011

Las Perlas

11. April 2011
Falls ihr das lesen könnt, dann funktioniert meine Funkanlage am Schiff wieder ausgezeichnet. Gestern war Heinz von der Yab Yum bei mir an Bord und ist mit seinem Messgerät durch Schiff gewandert um die Fehlerquelle zu suchen. Es hat auch nicht lange gedauert dann war die Quelle des Übels gefunden. Eine Kabelverbindung zwischen Funke und Antennentuner hat sich gelöst, somit war die automatische Abstimmung der Antennenlänge auf die eingestellte Frequenz unterbrochen und damit ein Versenden von Emails oder auch der Sprachverkehr auf größere Distanzen nicht mehr möglich.
Es hat fast den Anschein als ob die Regenzeit heuer sehr Früh angefangen hat. Seit mehreren Tagen regnet es jeden Nachmittag für einen leichten Schauer und vorgestern war der erste große lange Regen, gestern wieder. Es wird also allerhöchste Zeit dass ich wegkomme.
Die Las Perlas sind völlig anders als zB. die Inseln in Kuna Yala auf der Karibik Seite. Meistens sehr felsig, stark bewachsen mit den unterschiedlichsten Bäumen und Sträuchern, leider wenig Obstbäume, dafür gibt es auch Schlangen und ganz schön große Spinnen. Die Inseln sind vor allem auch in ihren Ausmaßen nicht mit San Blas zu vergleichen. Immer wieder kleine Ortschaften, alles ein wenig gepflegter (keineswegs vergleichbar mit Europa), die Gewässer rund um die Inseln sind extrem fischreich.
Am Mittwoch geht es von den Las Perlas wieder zurück nach Panama City und wenn alles gut läuft sollte meine Kette bis dahin schon angekommen sein.

Donnerstag, 7. April 2011

Urlaub

So die Kette habe ich gestern endlich bestellt, nachdem es mal wieder ein unglaublicher Durcheinander mit dem Versenden hierher nach Panama war. Tagelang konnte oder wollte mir keiner der hier ansässigen Firmen sagen wieviel der Versand letztendlich kosten würde, bis ich die heiß ersehnte Kette auf meinem Schiff habe. Ob es die richtige – passende – Kette ist, werde ich erst feststellen können wenn sie das erste mal über die Ankerwinsch läuft. Laut Auskunft des amerikanischen Vertreibers meiner Ankerwinsch sollte sie perfekt passen......
Falls nicht gibt es natürlich einen Plan B + Plan C. Die verrate ich euch aber erst falls ich sie brauche, denn es sprechen alle Zeichen dafür dass dem nicht so ist.



 Morgen in der Früh segle ich wieder mal auf die Islas Las Perlas und werde dort eine Woche Urlaub machen – Hahahaha. Bin jetzt schon gespannt was da alles wieder zwischen mir und den Urlaub kommt.

Heute war ich noch großteils unterwegs um für Freunde, die in den Perlas aufs weiter Segeln zu den Galapagos Inseln warten, frisches Obst und Gemüse einzukaufen. Die stecken teilweise schon 3 Wochen auf den Inseln und langsam geht ihnen das gute Zeugs aus. Da sind sie froh wenn ein „Versorgungsboot“ mit frischer Ware kommt. Auch für die nächsten paar Tage ist noch kein Wind in Sicht. Am täglichen Funknetz sind immer wieder die Segler zu hören, die sich auf den Weg gemacht haben und jetzt entweder herumdümpeln, oder den fehlenden Wind durch den Einsatz des Motors ausgleichen. Bei ein paar hundert Seemeilen, heißt das dann tagelang den Motor laufen lassen, Lärm und Gestank, also alles wie zu Hause auch. Wozu sind die dann unterwegs?
Naja jeder wie er will. Viele waren auf der Flucht als sie von zu Hause aufgebrochen sind, manche haben es noch immer nicht gelernt, dass das Leben auch anders funktioniert, meistens sogar besser.
In einer Woche will ich wieder hierher nach Panama zurück kommen und dann ist die Kette hoffentlich auch schon da.
Hasta Luego

Sonntag, 3. April 2011

Die Kette

Es ist Montag morgen und der erste Weg führt zur Kettenfirma Pesquero, ein Ausrüster der hauptsächlich die örtliche Fischereiindustrie beliefert. Georg, ein Österreichischer Segler, unterwegs mit seiner Frau Susi auf einer 54 Fuss Amel Super Maramu, verwendet zur Zeit das Auto seiner Tochter die in Panama lebt, und er bietet mir an, die sauschwere Kette zu Pesqueros zu transportieren. Da kann ich nicht nein sagen, denn ohne seine Hilfe wäre diese Transportaktion ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Also Kette ausfädeln aus der Ankerwinsch, über den vorderen Beam langsam in 2 Kübel ins Dingi lassen. Danach rüber zum Dock, die Kübel an Land gewuchtet, und ab damit ins Auto. Und nun beginnt der vorhersehbare langsame Panamenische Leidensweg. Warten, warten, warten, aber ich lasse nicht locker, bin immer wieder lästig wie eine Scheisshausfliege und nachdem 4 verschieden Schublehren ausprobiert und alle Ketten die in etwa eine Größe von 8mm haben vermessen wurden, steht fest dass die Kette zu groß isst. Hätte ja sein können dass die Schublehre falsch anzeigt. Nach lächerlichen 2,5 Stunden lassen sich der Vorarbeiter und die Chefsekretärin immerhin zu der Aussage hinreißen dass ich die Kette hier lassen darf, dass sie mich Dienstag anrufen ob vielleicht nicht doch noch eine passende Kette im Zollfreilager in der Freezone in Colon liegt. Ich bekomme dann sofort Bescheid und kriege entweder eine neue passende Kette oder ich bekomme mein Geld zurück.

Seit einer Woche bin ich wieder in Panama City. Ich kenne jetzt jeden shipchandler, jedes maritim angehauchte Geschäft und Geschäfterl, viele Schrottplätze, einige Diebe, ich war in Gegenden der Stadt wo ich früher freiwillig nie hingegangen wäre und immer wieder das selbe Ergebnis. In der ganzen Stadt gibt es keine Kette die auf die Nuss meiner Ankerwinsch passt. Ein paar wenige Meter habe ich gefunden mehr nicht. Dafür weiß ich jetzt sehr viel über die unterschiedlichsten Ketten Dimensionen. 8mm Kette wie wir sie in Europa verwenden gibt es hier sowieso nicht, sondern das amerikanische Äquivalent dazu, nähmlich 5/16 inch. Wenn man 5/16“ umrechnet auf Millimeter so ergibt es 7,9375 mm, also fast genau 8mm. Nun hat aber eine 5/16“ G4 High Test Kette 8,38mm und eine 5/16“ BBB Kette 8,71 mm Durchmesser. Dazu natürlich unterschiedliche Kettengliedlängen, Gliedbreiten und so weiter und so fort. Ich will euch nicht langweilen mit diesem Zeugs, habe mich selber schon genug darüber geärgert. Fakt ist es gibt hier keine Kette die passt und ich muss sie aus Amerika schicken lassen. Das ist neben den erheblichen Kosten vor allem auch wegen der Warterei ziemlich unangenehm. Der einzige Lichtblick im Moment ist wohl der, dass auf dem Weg von Panama zu den Galapagos Inseln zur Zeit so gut wie kein Wind vorhanden ist. Und das bisschen kommt dann auch noch genau entgegen und dann hat man noch ein wenig Strömung dagegen, ja da muss man schon froh sein wenn man überhaupt vorwärts kommt.

Irgendeinen Grund wird’s schon geben den sich das Universum für mich ausgedacht hat und weswegen ich jetzt warten muss. Ich war 3 Tage lang ziemlich deprimiert, konnte mich auf nichts richtig konzentrieren, bin wie ferngesteuert durch die Stadt gelaufen und bin wahrscheinlich vielen Menschen auf den Wecker gegangen. Seit gestern geht es wieder aufwärts mit meiner Psyche und sofort fangen die Dinge auch wieder an zu funktionieren.
Denn wie heißt es so schön, aufgeben tun wir höchstens einen Brief.